Für die Patienten ist eine IVF-Behandlung definitiv ein stressiger und intensiver Augenblick im Leben. Sie investieren viel von ihrer kostbaren Zeit, ihrem Geld und ihrem psychologischen Kapital in die Behandlung, die leider nur in einer Minderheit der Fälle beim ersten Mal funktioniert. Für viele ist es ein langer Kampf voller Verluste – von gescheiterten Versuchen über negative Schwangerschaftstests bis hin zu Fehlgeburten. Kein Wunder, dass man sagt, dass sich eine erfolglose Fruchtbarkeitsbehandlung genauso anfühlen kann wie eine Chemotherapie – die Depressionen sind die gleichen.
Es ist wichtig, daran zu denken, dass jeder Fall von Unfruchtbarkeit anders ist. Während manche Patienten nur einen IVF-Zyklus benötigen, um schwanger zu werden, müssen andere (und davon gibt es viele!) mehrere Versuche unternehmen, um ihren Traum von der Elternschaft zu verwirklichen. Eine Fruchtbarkeitsbehandlung kann unvorhersehbar sein, und es ist äußerst wichtig, sowohl mental als auch körperlich auf alles vorbereitet zu sein, was sie mit sich bringt.
Die Diagnose der Unfruchtbarkeit und die IVF-Behandlung sind für die Patienten immer eine emotionale Belastung. Viele von ihnen empfinden Unfruchtbarkeit als Verlust, und die Verarbeitung des Verlusts ist schmerzhaft und emotional zermürbend. Die berühmten “fünf Trauerphasen” (Verleugnung, Wut, Verhandeln, Depression und Akzeptanz) beschreiben perfekt den Weg, den Fruchtbarkeitspatientinnen durchlaufen müssen – und die emotionale Belastung endet auch nach einer erfolgreichen Schwangerschaft selten. Dies gilt insbesondere für Patientinnen, die sich einer Eizell-/Samenspende-Behandlung unterziehen. Sie können nicht aufhören, sich Fragen zu stellen wie z. B. “wird mein Kind enttäuscht sein, wenn es die Wahrheit erfährt” oder “welche Gefühle werde ich für mein Baby haben”. All diese Zweifel und Ungewissheiten sind sehr verwirrend und führen zu noch mehr Herausforderungen und Sorgen.
Patienten, die unter Stress stehen, haben typischerweise körperliche Symptome wie z. B. Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Magen-Darm-Beschwerden. Sie leiden auch unter Reizbarkeit, Sorgen, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Verwirrung und Wut. Wenn diese Symptome anhalten, können sie sogar zu gesundheitlichen Problemen führen, wie einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck oder einer verminderten Immunfunktion. All dies ist zwar durchaus verständlich und bei einer emotional so anspruchsvollen Reise üblich, doch ist es für IVF-Patientinnen auch wichtig, sich um ihre Psyche zu kümmern. Man sollte immer zuerst versuchen, seine Gefühle zu verstehen und mit ihnen umzugehen, bevor man sich weiteren Herausforderungen im Zusammenhang mit einer IVF-Behandlung stellt.
Unfruchtbarkeit ist ein brutales Wechselbad der Gefühle und kann sich leider auch negativ auf die Beziehungen zu Partner, Familie und Freunden auswirken.
Obwohl die meisten Tests und medizinischen Verfahren von Frauen durchgeführt werden, fühlen sich auch Männer durch die Unfruchtbarkeitsdiagnose und die IVF-Behandlung gestresst und emotional ausgelaugt. Allerdings können die Wahrnehmung des Problems und die Reaktionen darauf bei Männern und Frauen völlig unterschiedlich sein. Es kommt häufig vor, dass Paare das Gefühl haben, nicht mehr miteinander auszukommen. Sie können sich nicht mehr verstehen und arbeiten nicht mehr als Team. Dennoch müssen sie sich bemühen, die Bedürfnisse des anderen zu berücksichtigen und einander nahe zu bleiben – trotz unterschiedlicher Standpunkte. Eine gute Idee ist es, gemeinsam angenehme Aktivitäten zu unternehmen und jeden Tag Zeit füreinander einzuplanen – z. B. einen Spaziergang zu machen und über alles zu sprechen, was an diesem Tag passiert ist. Es ist jedoch wichtig, dass Sie nicht Ihre gesamte gemeinsame Freizeit der Besprechung Ihrer IVF-Behandlung widmen. Nehmen Sie sich 20 bis 30 Minuten pro Tag dafür Zeit – dies ist nach Ansicht von Psychologen der beste Weg, um die negativen Auswirkungen der IVF-Behandlung auf Ihr Leben als Paar zu minimieren.
Was die Familie und den Freundeskreis betrifft, so können die Missverständnisse daraus folgen, dass andere Menschen einfach nicht wissen, was IVF-Patienten durchmachen. Es kann vorkommen, dass Menschen, die eigentlich nur helfen wollen, völlig unabsichtlich verletzende oder aufdringliche Dinge sagen.
In einem solchen Fall ist es gut, anderen einfach zu sagen, was Sie brauchen – ihnen einige Hinweise zu geben, wie sie mit Ihnen reden und wie sie Ihnen in einer der schwierigsten Phasen Ihres Lebens helfen können. Überlegen Sie außerdem genau, was Sie anderen Menschen mitteilen wollen. Das ist besonders wichtig, wenn es um die Behandlung mit Eizellspende geht – denken Sie daran, dass Sie, wenn Sie vielen Menschen von Ihrer Erfahrung erzählen, darauf achten müssen, dass Sie Ihren Babys schon früh im Leben von ihrer Geburtsgeschichte erzählen. Sie wollen doch nicht, dass sie ihre Herkunft von Fremden erfahren, oder?
Abgesehen von der Unterstützung durch engste Freunde und Verwandte ist es auch gut, regelmäßig die Möglichkeit zu haben, alle Informationen und Gefühle im Zusammenhang mit der Behandlung zu verarbeiten – am besten mit einem ausgebildeten Kinderwunschberater. Die Beratung ist ein sehr empfehlenswerter Schritt in der IVF-Behandlung, der es dem Patienten ermöglicht, in einer vertraulichen Umgebung offen über seine Probleme und Gefühle zu sprechen. Sie hilft, alle Auswirkungen der Behandlung zu verstehen, und bietet Unterstützung, wenn dies notwendig ist – z. B. nach einem erfolglosen IVF-Zyklus.
Unfruchtbarkeit und die Herausforderungen einer IVF-Behandlung können – wie alle traumatischen Erfahrungen im Leben – zu depressiven Symptomen führen. Das schlimmste, was man bei einer Depression tun kann, ist, sich von der Außenwelt zu isolieren. Der Beitritt zu einer Selbsthilfegruppe – offline oder online – kann in einer solchen Situation eine große Hilfe sein. Es lohnt sich, nach lokalen Selbsthilfegruppen für Unfruchtbarkeit zu suchen, entweder bei Kinderwunschkliniken oder bei einigen gemeinnützigen Organisationen und Vereinen. Heutzutage kann man auch online viel emotionale Unterstützung finden, entweder in Online-Foren oder in Instagram-/Twitter-/Facebook-Communities zum Thema Unfruchtbarkeitsbehandlung. Unabhängig davon, für welche Option Sie sich entscheiden, ist es von großem therapeutischen Wert, wenn Sie mit anderen Menschen, die den gleichen Prozess durchlaufen, über Ihre Erfahrungen sprechen können. Andere IVF-Patienten können Ihnen auch wertvolle Informationen und bewährte Methoden liefern, um ruhig zu bleiben und die stressigen Zeiten durchzustehen.
Um sich nicht von negativen Emotionen auffressen zu lassen, können IVF-Patienten auch damit beginnen, ihre Psyche zu trainieren, um ein Gefühl des allgemeinen Wohlbefindens zu erreichen. Dies kann mit Entspannungsübungen (z. B. Yoga) oder mit Meditation erreicht werden. Heutzutage gibt es viele kurze Meditationstechniken, die leicht zu erlernen sind, z. B. dank zuverlässiger Meditations-Apps wie HeadSpace oder Calm. Sie helfen, Stress und Ängste abzubauen und sorgen für einen erholsameren Schlaf.
Außerdem kann Mediation hilfreich sein, wenn man Achtsamkeit übt. Das Ziel der Achtsamkeit ist es, die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu richten. Auf diese Weise verhindern wir, dass wir über die Vergangenheit, die nicht geändert werden kann, und die Zukunft, die noch unbekannt ist, nachdenken. Dank der Achtsamkeit können die Patienten ihre Unfruchtbarkeit aus einer neuen Perspektive betrachten, ohne sich selbst zu verurteilen und zu beschuldigen.
Komplementäre Therapien wie Akupunktur oder Reflexzonenmassage können ebenfalls dazu beitragen, dass sich IVF-Patienten entspannt und weniger gestresst fühlen. Es ist jedoch wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass all diese Maßnahmen nicht die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhen oder den Erfolg einer IVF-Behandlung garantieren. Ihre Aufgabe ist es, die Patienten glücklicher zu machen und ihnen zu helfen, die Behandlung mit einer positiven Einstellung zu überstehen – und als solche ist ihre positive Wirkung unbestreitbar.
Auch wenn heutzutage viel über die IVF und all ihre Behandlungsmöglichkeiten gesprochen wird, gibt es immer noch zu wenig Wissen darüber, wie die Patienten ihren Geist während dieser körperlich anstrengenden und psychisch belastenden Zeit unterstützen können. Tatsächlich sollte man die Rolle der emotionalen Unterstützung bei der eigenen Fruchtbarkeitsreise nie außer Acht lassen – denn nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche muss behandelt und gepflegt werden. Um ihre Behandlungserfahrung zu verbessern und das wichtigste Ziel zu erreichen, müssen IVF-Patienten erkennen, dass ihr Geist und ihr Körper miteinander verbunden sind. Mit anderen Worten: Es ist einfach nicht möglich, den einen zu ignorieren und zu erwarten, dass der andere effizient arbeitet.
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Kinderwunschfragen.de empfiehlt, die Behandlungsmöglichkeiten für IVF mit einem Unfruchtbarkeitsspezialisten zu besprechen.
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